1991 – „Ein Sommenachtstraum“

Zum ersten Mal Freilichttheater! Dank des Ehepaares Karl und Ute Schäfer konnten die theaterfreunde niedererbach in der herrlichen Kulisse der Neumühle in Elz erstmals ein Theaterstück unter freiem Himmel spielen: Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Die tfn sind Karl und Ute Schäfer noch heute zu großem Dank verpflichtet.

Shakespeares Komödie verschränkt drei völlig verschiedene Personenkreise: Da ist zuerst die halb mythologische höfisch Welt Athens, repräsentiert durch Herzog Theseus und seine Braut Hippolyta, den Edelmann Egeus und seine Tochter Hermia, die der Vater zur Ehe mit Demetrius zwingen will, obwohl sie und Lysander einander lieben. Zu diesem Kreis gehört auch die einst von Demetrius angebetete, jetzt aber um Hermias willen von ihm verschmähte Helena. In der Hoffnung, auf diese Weise den Treulosen wieder für sich zu gewinnen, verrät ihm Helena, dass Lysander und Hermia sich heimlich außerhalb Athens trauen lassen wollen, und heftet sich dann Demetrius, der das fliehende Paar verfolgt, an die Fersen.

Mit dieser höfischen Welt kontrastiert die zweite Personengruppe, eine Schar von Handwerkern. Sie probt in demselben Wald, in dem die vier Verliebten umherirren, ein für das Hochzeitsfest des athenischen Herrscherpaars bestimmtes Theaterstück: „Die höchst jammervolle Komödie und der höchst grausame Tod von Pyramus und Thisbe“. Dieses Spiel im Spiel, eine – von den Darstellern unbeabsichtigte – Persiflage der großen Tragödie, demonstriert, wie sich die hehren Gefühle und di e schicksalhaften Komplikationen des hohen Liebesdramas aus der Perspektive des beschränkten, wenn auch bildungsbeflissenen Alltagsverstands ausnehmen.

Der dritten Gestaltenkomplex, das Elfenreich mit seinem seit geraumer Zeit entzweiten Königspaar Oberon und Titania und Oberons koboldhaften Diener Puck, umgreift und durchdringt die beiden ersten.

Oberon will sich mit einem bösen Schabernack an seiner Gemahlin rächen, die sich weigert, ihm einen indischen Edelknaben zu übergeben. Er träufelt der Schlafenden den Saft einer von Puck herbeigeschafften Wunderblume auf die Augen, damit sich Titania beim Erwachen in das nächstbeste lebende Wesen verliebe. Der Zufall führt ihr einen der in der Nähe probenden Handwerker zu, den Weber Zettel, den Puck gerade aus reinem Übermut mit einem Eselskopf ausgestattet und so auch äußerlich zu dem gemacht hat, was der selbstgefällige Schwätzer im Grund immer gewesen ist. Der Zufall will es auch, dass Puck nicht, wie Oberon ihm befahl, Demetrius den Leidenschaft erzeugenden Zaubersaft auf die Augen träufelt, sonder Lysander, der daraufhin beim Erwachen die – wiederum zufällig – auftauchende Helena mit Liebesschwüren überschüttet. Oberons Eingreifen bewirkt nur, dass sich nun auch Demetrius in Helena verliebt. Damit ist das Labyrinth von Missverständnissen und fehlgeleiteten Gefühlen vollkommen. Mit Hilfe eines Gegenzaubers, der auch Titania von ihrer Vernarrtheit in den Esel befreit, macht der Elfenkönig schließlich der Wirrsal der Liebenden ein Ende. Seine Aussöhnung mit Titania führt auch den heilen Zustand der Natur wieder herbei.
(Nach Kindlers Neues Literatur-Lexikon)

 

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Fotos: Stelian Frentiu

 

1992 – "Der Engel, der immer zu spät kam"1990 – "Gefährliche Kurven"