…und Abschied von einem Freund
Im Jahr 2003 erfüllte sich Conny Palme noch einen großen Traum und führte nicht nur Regie, sondern stand in der Rolle des alten Karl Knie in Zuckmayers „Katharina Knie“ ein (wie er ankündigte) letztes Mal auf der Bühne. Es sollte tatsächlich seine letzte Rolle werden: im darauf folgenden Jahr starb Kurt Palme, den alle nur Conny nannten, nach einem langen und erfüllten Schauspielerleben im Alter von 84 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich – wer hätte anderes erwartet – mitten in den Proben für das nächste Stück.
Die Rolle des alten Knie in der Freilichtaufführung auf der Waldbühne „Alter Sportplatz“ konnte Conny aus gesundheitlichen Gründen schon nicht mehr an allen 6 Aufführungsabenden alleine bewältigen, sondern teilte sie sich mit Claus Coester, der an den anderen Abenden auf der Bühne stand. Es war äußerst beeindruckend, die Szene zu erleben, in der Conny als Karl Knie senior auf der dunklen, nur durch einen einzelnen Scheinwerfer erleuchteten Bühne starb. Damals wussten wir noch nicht, dass es schon bald tatsächlich ein Abschied für immer sein sollte. Wir haben nicht nur einen erfahrenen Regisseur verloren, dem wir wichtige Impulse für unsere Theaterarbeit zu verdanken haben, sondern auch einen guten Freund.
Zuckmayers Stück handelt von der Artistenfamilie Knie, die im Rezessionsjahr 1923 ums wirtschaftliche Überleben kämpft und durch die rheinhessischen Dörfer zieht, obwohl sich kaum einer noch den Besuch einer Artistenschau leisten kann:
Wieder einmal gastiert der Wanderzirkus Knie auf dem Marktplatz der kleinen Stadt in der Pfalz. Dem Unternehmen geht es schlecht, denn die grassierende Inflation macht ihm arg zu schaffen. Trotzdem hält die Artistentruppe eisern zusammen. Nicht zuletzt ist dies der große Verdienst des Chefs der Truppe, Karl Knie (Conny Palme bzw. Claus Coester), den alle nur liebevoll „Vater Knie“ nennen. Als der Gerichtsvollzieher Membel (Josef Becker) auftaucht, findet er nichts Pfändbares; denn Vater Knie hatte von dritter Seite einen Wink bekommen, wodurch es der Truppe gelungen war, alle Sachen von einem gewissen Wert in Sicherheit zu bringen. – Sorge bereitet Karl Knie auch Tochter Katharina (Kerstin Noll), sein einziges Kind. Er sähe es liebend gerne, wenn sie endlich heiratete und Nachwuchs bekäme, aber davon will Katharina noch nichts wissen.
Gleich am ersten Gastspielabend bekommt der Zirkus unerwarteten Besuch: Polizeikommissär Dillinger (Jens Konhäuser) eröffnet Karl Knie, jemand von seinem Zirkus habe beim Großbauern Martin Rothacker (Steffen Jainta) drei Sack Hafer gestohlen. Reumütig bekennt Katharina ihre Schuld. Sie habe nur für ihr Lieblingstier, das Eselchen Marli, Futter besorgen wollen. Nun bricht für Karl Knie eine Welt zusammen, denn Ehrlichkeit hat für ihn schon immer als eine der höchsten Tugenden gegolten. Er befiehlt seiner Tochter, das Diebesgut zurückzubringen.
Martin Rothacker, der bestohlene junge Landwirt, findet sofort Gefallen an der hübschen Katharina und schenkt ihr das Futter. Er schlägt ihr sogar vor, für ein Jahr bei ihm auf dem Hof zu bleiben. Dabei könne sie bei seiner Mutter (Edith Meudt) Landwirtschaft und Haushaltsökonomie lernen, was ihr sicher später einmal von großem Nutzen sein werde. Rasch freundet sich Katharina mit diesem Plan an. Ihr Vater gibt seinen Segen dazu, weil er glaubt, seine Tochter so gut zu kennen, dass sie es sowieso nicht lange auf dem Gutshof aushalten werde. Doch hier irrt Vater Knie.
Ein Jahr später gastiert der Zirkus erneut in der Stadt. Als die erste Vorstellung beginnt, entdeckt Vater Knie seine Tochter im Publikum. Dabei steigert sich seine Freude zur Euphorie. Er glaubt, Katharina habe zum Zirkus zurückgefunden. Erst beflügelt ihn dieser Gedanke zu Höchstleistungen, doch kurz danach gerät er ins Straucheln. Abrupt bricht er seine Nummer ab.
Aus Freude über die Rückkehr der Tochter lädt Vater Knie alle Artisten zu einer Feier ein. Dabei entgeht ihm aber, dass eigentlich außer ihm niemand zum Feiern zumute ist. Längst hat sich herumgesprochen, dass sich Katharina mit Rothacker verlobt hat und nur gekommen ist, um sich ganz vom Zirkus zu verabschieden. Als Katharina schließlich mit ihrem Vater alleine ist und ihm die bittere Wahrheit eröffnen will, stirbt ihr Vater. Die beabsichtigte Heirat bekommt er nicht mehr mit.
Nach der Beerdigung versammelt sich die Trauergesellschaft im Zirkuszelt. Die Artisten sind tief bedrückt, glauben sie doch, das Ende des Zirkus sei greifbar nahe. Katharina erklärt der alten Rothackerin, nach dem, was vorgefallen sei, könne sie den Zirkus nicht im Stich lassen. Das Erbe ihres Vaters bedeute für sie eine Verpflichtung. Sie habe all ihre Ersparnisse abgehoben und ihren Verlobungsring verkauft. Mit dem Erlös werde sie die Schulden des Unternehmens begleichen und vor der Zwangsversteigerung retten. Mit dem Ruf „Anspannen!“ führt sie den Zirkus in eine neue Zukunft. Die Artisten beginnen zu jubeln und packen mit großer Freude an.
Außerdem spielten Christian Zimmer, Uli Claßen, Frank Prüfer, Britta Donell, Gerhard Theis, Benedikt Becker, Tobias Möller, Jonathan Holtkamp und Noel Frentiu.
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Fotos: Stelian Frentiu
2004 – "Frau Holle" | 2002 – "Da waren's nur noch neun" |