1996 – „Der Mörder“ & „Die tote Tante“

Das nächste Stück (eigentlich die nächsten Stücke, nämlich zwei Einakter von Curt Goetz „Der Mörder“ und „Die tote Tante“) sollte eigentlich wieder Conny Palme inszenieren. Doch noch während der Probearbeit erlitt er einen Autounfall, bei dem er erheblich verletzt wurde. So mussten Bruno Stenger und Carmen Frentiu einspringen und die Proben übernehmen, die Conny vom Krankenbett aus dirigierte, nachdem er zuvor die beiden Stücke schon für uns überarbeitet hatte.

„Der Mörder“

„Es hatte sich in jener Gegend ein großer Schadhirsch gezeigt, ein so genannter Mörder, der alle anderen Hirsche zu Tode forkelte und deren Frauen in Besitz nahm.“

Diese Geschichte erzählt der unheimliche Apotheker (Claus Coester), der in der Ehrverteidigung der jungen Isabella (Edith Meudt) auf ihrem Jagdhaus beide Beine ließ. Es ist Nacht, draußen tobt ein Gewitter, und die Dame des Hauses ist in heller Aufregung, weil ihr Gatte Konrad (Wolfgang Novian) nebst Jagdgast von Wittelsburg (Frank Prüfer) noch nicht heimgekehrt ist. Unnötig zu erwähnen, dass Isabella in einen heißen Flirt mit dem Gast verstrickt ist. Wie der Apotheker ihr allerdings von geheimnisvollen Jagdunfällen berichtet, bei denen die Herren ‚zufällig‘ ihre Nebenbuhler erschossen, und der Hausherr zu allem Überfluss auch noch alleine heimkehrt, ist es um die Contenance der (im Geiste) Untreuen geschehen. Nach einem hitzigen Dialog um den Verlauf der Jagd und den Verbleib des Galans gesteht die Frau ihre unkeuschen Gedanken, die Polizei taucht auf, sie fleht ihren Mann um Vergebung an – und das finstere, gruselige Spiel entpuppt sich als Sturm im Wasserglas: Der Jagdgast erscheint mit der geschossenen Ente, die ihm ins Gesicht purzelte, als er vom Baum fiel, und der Gendarm, den Heinrich, der Butler (Uli Claßen) meldete, wollte nichts als einen Zentner Kartoffeln.

„Die tote Tante“ ist auch bekannt als „Das Haus in Montevideo“

Der untadelige Professor Traugott Hermann Nägler (Wolfgang Müller) lebt mit seiner Frau Marianne (Martina Waletzke) und seinen (nach Figuren von Richard Wagner und – bei einem Lateinprofessor naheliegend – mit lateinischen Namen benannten) acht Kindern (Beate Tripp, Katrin Kehr, Christian Zimmer, Jonathan Holtkamp, Bianca Müller, Lisa Weidenfeller, Lisa Pelz, Noel Frentiu) in einer spießbürgerlichen Kleinstadtidylle. Für das Wohl der Familie Nägler sorgt Marta, die Perle des Hauses (Marika Jokisch).

Als der ältesten Tochter Innocentia durch Pastor Riesling (Bruno Stenger), einen Freund der Familie, das Testament von Näglers verstorbener Schwester überbracht wird, durch das sie zur Erbin ihrer Tante wird, ist der moralisch integre Professor zunächst gar nicht erbaut – war seine Schwester doch das schwarze Schaf der Familie. Sie war schwanger geworden ohne verheiratet zu sein.

Mit der Erbschaft ist allerdings ein Betrag von 750.000 Dollar verbunden, der den Professor mit dem Lebenswandel seiner Schwester versöhnt. Doch an die Erbschaft ist eine Bedingung gebunden: In Näglers Familie muss sich innerhalb einer bestimmten Frist die gleiche moralische Entgleisung ereignen, für die er einst über seine Schwester den Stab gebrochen hatte. Professor Nägler will seine Tochter dazu bringen, ihren Liebsten Waldemar Kraft (Jürgen Stradl) nicht zu heiraten und trotzdem schwanger zu werden, um die Bedingung des Testaments erfüllt zu sehen. Natürlich stößt dieser Plan auf völliges Unverständnis. Letzten Endes kommt ihm ein Zufall zur Hilfe…

Die Einakter wurde nicht nur in Niedererbach, sondern (sogar als Premiere) auch in Hundsangen anlässlich des 900-jährigen Dorfjubiläums sowie im Rahmen eines Gastspiels in Herschbach/Oww. aufgeführt.

 

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Fotos: Stelian Frentiu

 

1996 – "Vampire waren auch nur Menschen" & Kindertheatertag1995 – "Der Neurosenkavalier"